Wer den Plan schreibt, bekämpft ihn nicht: Krisen durch gemeinsame Ausrichtung besser überstehen
Lassen Sie uns mit der theoretischen Grundlage starten, was Geschäftsausrichtung (Business Alignment) überhaupt ist. Dann fällt es uns später leichter, detaillierter über das Thema zu diskutieren. Bereit? Gut: Business Alignment ist der Prozess, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Mission, Vision und Strategie eines Unternehmens zu sensibilisieren und sicherzustellen, dass sie sich darauf konzentrieren, die daraus resultierenden Ziele zu erreichen.
Klingt logisch und plausibel – gehört aber zu den kompliziertesten Aufgaben, die man als Unternehmerin oder Unternehmer haben kann. Erst recht im momentanen wirtschaftlichen Klima, in dem viele Unternehmen gezwungen waren, ihre Geschäftsmodelle zu hinterfragen, potenzielle Partnerschaften zu evaluieren oder die Art und Weise zu ändern, wie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten.
Wie Sie in unserem letzten Blogbeitrag lesen konnten, ist die Motivation des Teams ein Schlüssel zur erfolgreichen Krisenbewältigung. Doch wenn alle positiv gestimmt sind und man die kreative Energie förmlich spüren kann – in welche Richtung soll die Truppe marschieren? Hier kommt das Business Alignment ins Spiel.
Nicht nur in Krisenzeiten relevant
„Si vis pacem para bellum” – „Wer den Frieden wünscht, möge den Krieg vorbereiten.“ So ein bekanntes lateinisches Sprichwort, das Ihnen vielleicht etwas martialisch vorkommt. Im Kern jedoch thematisiert es genau die Herausforderung, vor der viele Unternehmer zurückschrecken: Denn obwohl momentan die äußeren Rahmenbedingungen das Tempo diktieren, mit dem sich Organisationen an eine stärker technologieorientierte, integrative und kooperative Arbeitsweise anpassen, darf man nie vergessen, dass die gemeinsame Ausrichtung im Unternehmen auch in ‚Friedenszeiten‘ ein Schwerpunkt sein sollte. Denn Business Alignment ist immer die Grundlage zufriedener und produktiver Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und diese sind unverzichtbar, wenn es wirtschaftlich eng wird. Mitarbeitende, die sich an der Vision ihres Arbeitgebers orientieren, interessieren sich mehr für ihre Arbeit, weil sie verstehen, wohin sie gehen und was sie erreichen wollen. Fehlt die gemeinsame Orientierung, eröffnet dies ein Vakuum, dass rasend schnell durch Sorge, Angst und Gerüchte gefüllt wird. So kommen erst einzelne Teams vom Kurs ab und später das gesamte Unternehmen.
So richten Sie Ihre Organisation in sechs Schritten effizient aus
1. Fangen Sie mit dem Warum an
Wir können es nicht oft genug sagen: Wer als Führungskraft seine Leute wirklich mitreißen, einschwören und begeistern will, muss ihnen glaubwürdig und überzeugend vermitteln, warum ein Unternehmen tut, was es tut. Und damit meinen wir nicht etwa Umsatz und Rendite. Das sind lediglich Resultate.
Was ist der übergeordnete Zweck Ihres Unternehmens –
was pulsiert im Kern Ihrer Organisation?
Wenn Sie das Warum Ihres Unternehmens herausgefunden haben, vermitteln Sie es Ihren Leuten offen und ehrlich, immer und immer wieder. Und Sie werden sehen: Wenn Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einmal verinnerlicht haben, warum sie etwas tun und was in der Konsequenz zu tun ist, werden sie sich eigenverantwortlich um das Wie – die Umsetzung – kümmern.
2. Sorgen Sie für Transparenz
Niemand hat gerne das Gefühl, dass ihm etwas entgeht. Vor allem, wenn es um die eigene Arbeit geht. Die Gewissheit, Bescheid zu wissen, schafft ein gutes Gefühl von Sicherheit und Zugehörigkeit – die Basis effizienter Arbeit. Ein weiterer Aspekt ist die klare Priorisierung. Wenn Ihre Teams das Gefühl haben, in einer transparenten Organisation zu arbeiten, haben sie auch ein einheitliches Verständnis der Stellhebel und Prioritäten, die jetzt wichtig sind. Im Umkehrschluss werden Themen nachgelagert betrachtet, die nichts zur Zielerreichung beitragen.
3. Lassen Sie Ihre Teams übergreifend zusammenarbeiten
Angenommen, Sie haben Ihre gesamte Belegschaft in einer Betriebsversammlung erfolgreich vom Daseinszweck – dem Warum – Ihres Unternehmens überzeugt und klar gemacht, vor welcher Herausforderung sie alle gerade stehen und welche Schritte nun gegangen werden müssen. Und dann verschwinden alle Teams wieder in ihren Silos und reden bis zur Weihnachtsfeier nicht mehr miteinander über Projekte, Prozesse und Stellhebel. Ihre Überzeugungsarbeit wäre vergeblich gewesen! Deswegen: Forcieren Sie teamübergreifende Zusammenarbeit wo immer es geht. Das dient zum einen dem Unternehmenserfolg, da es dem Wissensaustausch förderlich ist. Zum anderen ist erwiesen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht mehr isoliert arbeiten wollen, sondern sich als Teil eines größeren Teams fühlen möchten.
4. Definieren Sie klare Verantwortlichkeiten
Eindeutige definierte Rollen und Verantwortlichkeiten – und die entsprechenden Kommunikationswege – sind für Teams aus einem ganz einfachen Grund wichtig: Sie helfen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dabei, Ihre Arbeit besser zu verstehen und effizienter zu erledigen, da sie genau wissen, was von ihnen erwartet wird, wie ihr Arbeitsergebnis auszusehen hat und an wen Sie relevante Informationen weitergeben sollen.
5. Öffnen Sie Ihre Tür
Natürlich gehört es inzwischen für eine Führungskraft zum guten Ton, zu sagen, dass die eigene „Tür immer offen ist“. Aber wie oft ist das wirklich so gemeint – und wann ist es nur eine Floskel, die Offenheit lediglich suggerieren soll? Unsere Erfahrung zeigt: Viel wichtiger ist die innere Haltung der Führungskräfte – die tatsächliche Bereitschaft, Offenheit zu leben, sich auf Augenhöhe mit der Belegschaft zu fühlen und Ihre Sorgen und Meinungen ernst zu nehmen. Das ist umso wichtiger in Zeiten der Unsicherheit. Deshalb ist ein offener Zugang zum Führungsteam des Unternehmens ein wesentlicher Bestandteil der Geschäftsausrichtung. Dadurch hat nicht nur jeder das Gefühl, Bescheid zu wissen und mit den Führungsebenen des Unternehmens sprechen zu können, sondern es verringert auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine ‚die gegen uns‘-Mentalität entwickelt.
6. Definieren Sie klare Entscheidungsprozesse
In Punkt 4 gingen wir darauf ein, wie wichtig es ist, dass jeder Mitarbeitende genau weiß, wofür er oder sie verantwortlich ist. Mindestens ebenso wichtig für die gemeinsame Ausrichtung Ihrer Organisation ist es, dass jeder im Bilde darüber ist, wer die Entscheidungsträger sind. Dabei geht es selbstverständlich nicht darum, zu wissen, wem man die Schuld geben kann, wenn etwas schief geht, sondern darum, zu wissen, woher Rückmeldung oder Anweisungen kommen. Fehlt die klare Führung, werden Einzelpersonen versuchen, einzuspringen und die Lücken zu füllen. Das kann dazu führen, dass sich gemischte Botschaften und Silos entwickeln, die Unternehmen aus der Bahn werfen.
Und eine letzte Erkenntnis aus unserer Beratungserfahrung:
Unternehmen überstehen eine Rezession dann mehr oder weniger unbeschadet, wenn sie schon vorher ein klares Verständnis darüber hatten, wer sie sind und was sie von anderen unterscheidet.
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Photo by Javier Allegue Barros on Unsplash