2006 prägte der britische Mathematiker Clive Humby den viel zitierten Satz „Daten sind das neue Öl“. Was er damit eigentlich meinte, ist nach meinem Eindruck in den vergangenen 18 Jahren allerdings zu wenig beachtet worden: Daten sind zwar so wertvoll wie Öl. Doch wenn sie nicht raffiniert sind, können sie nicht wirklich genutzt werden.
In Kundengesprächen stelle ich immer wieder fest, dass in den Unternehmen zwar viele Daten erhoben werden, aber bei der Frage nach dem ‘Warum’ oft nicht klar ist, wofür diese eigentlich benötigt werden. Mein Eindruck ist, dass es häufig an einem Verständnis dafür fehlt, welche Kennzahlen für den Erfolg des Unternehmens wirklich relevant sind – und wie sie dafür effektiv genutzt werden können. Insofern unterstreicht das Zitat von Humby sehr gut, dass es nicht nur darauf ankommt, Daten zu erheben, sondern auch darauf, wie sie aufbereitet und genutzt werden. Genau hier setzt das strategische Kennzahlensystem an.
Measure What Really Matters:
Der Schlüssel zu Ihrem (Geschäfts-) Erfolg
“Measure What Matters” – so der Titel des 2017 erschienenen Buches des amerikanischen Risikokapitalgebers John Doerr – bringt diese Herausforderung treffend auf den Punkt. Doerrs Werk, das ich Ihnen übrigens als Urlaubslektüre für diesen Sommer wärmstens empfehlen kann, bietet wertvolle Einblicke in die Welt der strategischen Kennzahlen. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie, wie Sie Ihre neu gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis umsetzen können und wie Sie sich mit einem strategischen Kennzahlensystem auf die wirklich wichtigen Erfolgsfaktoren konzentrieren und so Ihr Unternehmen zielgerichtet steuern können.
Zentrales Element eines strategischen Kennzahlensystems ist die Konzentration auf die wirklich wichtigen Messgrößen. Die erste Frage, die Sie sich stellen sollten, lautet: Welche kritischen Erfolgsgrößen könnten die Umsetzung Ihrer Strategie gefährden? Durch die Identifikation der Risiken und die strategische Planung ihrer Vermeidung schaffen Sie eine solide Basis für die relevanten Erfolgsfaktoren. Diese Erfolgsfaktoren sind die Basis, um Ihre strategischen Ziele messbar und nachvollziehbar zu machen.
Der richtige Kennzahlenmix:
Balance für nachhaltigen Unternehmenserfolg
Nachdem die kritischen Erfolgsfaktoren identifiziert wurden, besteht der nächste Schritt darin, einen ausgewogenen Kennzahlenmix zu erstellen. Dabei ist es wichtig, finanzielle Kennzahlen mit anderen wertschöpfenden Dimensionen zu kombinieren.
Während Umsatz und Deckungsbeiträge oft leicht zugänglich sind, sollten Sie auch externe Indikatoren wie Marktpotenziale und Prozessqualitäten berücksichtigen. Dieser Kennzahlenmix stellt sicher, dass Sie ein umfassendes Bild Ihrer Wertschöpfung erhalten und damit nachhaltig erfolgreich sind.
Der organisatorische Fokus: Wenn weniger mehr ist
Ein weiteres Erfolgskriterium liegt in der Begrenzung der Anzahl der Kennzahlen. Idealerweise sollten Sie zwischen 8 und 15 Schlüsseltreiber definieren. Diese Anzahl ermöglicht es Ihnen, einerseits die Komplexität Ihrer Wertschöpfung abzubilden und andererseits die Übersichtlichkeit zu bewahren. Ein überladenes Kennzahlensystem kann schnell zu Verwirrung und Ineffizienz führen – halten Sie daher den Fokus klar und präzise.
Ihr Persönlicher Fokus:
Stärken Sie individuelle Verantwortlichkeiten
Neben dem organisatorischen Fokus ist es ebenso wichtig, Klarheit auf individueller Ebene zu schaffen. Mitarbeiter und Teams sollten nicht für mehr als 5 bis 7 Kennzahlen verantwortlich sein. Diese Begrenzung hilft, sich auf die wesentlichen Erfolgsbeiträge zu konzentrieren und Überforderung zu vermeiden. Durch klare Verantwortlichkeiten und messbare Ziele können Ihre Mitarbeiter effizienter arbeiten und gezielt zum Unternehmenserfolg beitragen.
Von der Kennzahlenliste zur Wertschöpfungstheorie:
Ein systematischer Ansatz
Ein wirklich effektives Kennzahlensystem geht über eine einfache Liste von Kennzahlen hinaus. Es bildet die spezifische Wertschöpfungstheorie Ihrer Organisation ab und zeigt die Zusammenhänge auf, die zu Ihren finanziellen Zielen führen. Die Balanced Scorecard ist hier ein bewährtes Modell, das die Kennzahlen auf vier Ebenen (Finanzen, Kunden/Markt, Prozesse und Zukunftspotentiale) strukturiert. Diese Systematisierung ermöglicht eine ganzheitliche Betrachtung und Steuerung Ihrer Strategieumsetzung.
Schaffen Sie Verantwortlichkeiten:
Fordern Sie Leistung ein und belohnen Sie
Ein strategisches Kennzahlensystem entfaltet seine volle Wirkung erst, wenn klare Verantwortlichkeiten definiert und eingefordert werden. Dies kann durch Performance-basierte Entlohnungssysteme geschehen, die den Zielerreichungsgrad belohnen. Darüber hinaus ist es wichtig, dass Führungskräfte regelmäßig nachhalten und Unterstützung anbieten. Nur so kann die aktive Nutzung des Kennzahlensystems in der täglichen Arbeit verankert werden.
Health Metrics auf Teamebene:
Vitalzeichen Ihrer Organisation
Während strategische Kennzahlen auf die Umsetzung der Gesamtstrategie abzielen, ist es ebenso wichtig, dass Sie die ‘Vitalzeichen’ auf Abteilungs- und Teamebene im Blick behalten.
Diese Health Metrics geben Auskunft über den Zustand und die Leistungsfähigkeit einzelner Bereiche und sind essenziell für die kontinuierliche Überwachung und Verbesserung. Identifizieren Sie die langfristigen Schlüsselergebnisbeiträge Ihrer Teams, benennen Sie entsprechende Kennzahlen und ernennen Sie Verantwortliche für deren Pflege und Aktualisierung.
Fazit – oder warum es ein strategisches Kennzahlensystem für nachhaltigen Erfolg braucht
Ein gut durchdachtes und implementiertes strategisches Kennzahlensystem kann Ihr Unternehmen auf Erfolgskurs bringen. Mit der Konzentration auf die wirklich wichtigen Kennzahlen, einem ausgewogenen Kennzahlenmix und klaren Verantwortlichkeiten legen Sie den Grundstein für eine effektive Strategieumsetzung. Nutzen Sie die Vorteile einer strukturierten Vorgehensweise und verwandeln Sie Daten in wertvolles Wissen, das Ihre Organisation voranbringt.
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Foto von Victoriano Izquierdo auf Unsplash