Als wir begannen über unsere Ziele zu sprechen
Die Ziele, die mein Chef mit mir vereinbarte, waren viele Jahre lang ein sehr gut gehütetes Geheimnis zwischen ihm, mir und der Personalakte (in der die Protokolle des Jahres- und Prämiengesprächs abgelegt wurden). Die Einladung zu einem Führungskräfteworkshop mit dem Titel „Workshop Ziele“ sollte dies ändern. Alle Mitglieder des Führungskreises wurden in der Einladung zum Termin aufgefordert, ihre jeweiligen Ziele mitzubringen.
Am Workshoptag selbst trafen sich 9 Führungskräfte in einem schön gelegenen Schwarzwaldhotel – trotz traditionellem Umfeld war es Zeit für etwas Neues: Jede Führungskraft stellte an diesem Tag die eigenen und die Teamziele seiner Abteilung vor. Ausgehend von unserem Bereichsziel sammelten wir im Laufe des Tages mehr als 40 Ziele aus Vertrieb, Marketing und Produktmanagement in einer Mindmap. Wir hatten im Führungskreis erstmalig einen Überblick über alle Ziele unseres Bereiches; wir wussten, wer an welchem Thema arbeitet, welche Zielgruppe der Vertriebsbereich 1 im Fokus hat, welche Produkte seitens Marketing gepusht werden – kurzum: wir konnten sehen, welchen Beitrag welches Team zum Bereichsziel leisten soll.
Ziele wohin man schaute
In einem Folgeworkshop ein paar Monate später berichtete jeder über den aktuellen Stand seiner Ziele. Mein Team und ich waren ganz gut unterwegs, aber die Kollegen in einem anderen Vertriebsbereich performten in ihren strategischen Zielen deutlich besser. Das konnte ich nicht auf uns sitzen lassen. Am nächsten Tag waren die Teamziele und der aktuelle Zielerreichungsgrad für alle meine Teamkollegen sichtbar, groß und prominent hinter meinem Schreibtisch veröffentlicht. Kurze Zeit später hingen in allen Teamecken des Bereichs Ziele und die dazugehörigen Zielerreichungsgrade. Alle Führungskräfte und Mitarbeitenden konnten sehen, welche Prioritäten die jeweiligen Teams hatten, woran sie arbeiten und anhand von grafischen Verläufen auch erkennen, wie der aktuelle Stand war. Unsere Ziele waren transparent…
Welche Wirkung transparente Ziele haben
Transparente Ziele sorgen dafür, dass die Prioritäten anderer Bereiche und Teams sichtbar sind. Es wird für alle viel einfacher zu erkennen, an welchen Themen die Kollegen in anderen Teams arbeiten. Die häufig fehlende Abstimmung zwischen den Bereichen, z.B. wenn das Marketing die Zielerreichung des Vertriebs zwar beeinflusst, die Marketing-Kollegen jedoch nicht wissen, welche Schwerpunkte der Vertrieb aktuell setzt, gehört dann der Vergangenheit an. Dem berüchtigten Silodenken und -arbeiten wird somit erfolgreich entgegengewirkt.
Auch auf der Ebene der Mitarbeitenden kann Transparenz zu Zielen sehr positive Effekte erzielen. Mitarbeitende können sehen, mit welchen Zielen und Aktivitäten sie zum Gesamt-Unternehmensziel beitragen. Daneben wird die „Macht der kleinen Gewinne“ (The power of Small Wins) gefördert. Nach dieser Studie sorgt das Gefühl, Fortschritte zu erzielen, für Motivation der Mitarbeitenden. Dieses Gefühl kann man durch Aufzeigen der Fortschritte ganz einfach verstärken.
Wenn für Teams und Mitarbeitende die Ziele wirklich transparent sind, fällt es deutlich leichter, überflüssige oder nicht auf die Strategie abgestimmte Ziele und Aktivitäten zu entdecken und entsprechend zu stoppen.
Praxistipp: Machen Sie Ziele und Zielerreichung transparent
...und machen Sie dies nicht nur auf der Ebene der Unternehmensziele (siehe Blogbeitrag #1: Richten Sie die Ziele an den Unternehmenszielen aus). Die volle Wirkung entfalten transparente Ziele, wenn sie auch auf den anderen Ebenen veröffentlich werden. Das stellt sicherlich einen Schritt in Richtung einer transparenten Kultur dar und erfordert ein Umdenken. Wenn man ganz hochsensible Ziele (die z.B. mit Personalentscheidungen, anstehenden Akquisitionen oder ähnlichem zusammenhängen) außen vor lässt, überwiegen die Vorteile der Transparenz deutlich die Kosten.
Technisch kann dies durch den Einsatz einer geeigneten Software erfolgen. Hier gibt es heute eine Vielzahl von nutzerfreundlichen Lösungen, die ohne große Aufwände (weder finanziell noch in IT-Infrastruktur) eingeführt werden können. Wer sich einen schnellen Überblick über die Möglichkeiten verschaffen will, kann sich den ZielNavigator, perdoo oder workpath anschauen.
Wem der Sprung in das softwaregestützte und cloudbasierte Zielmanagement zu groß erscheint, kann alternativ auch mit herkömmlichen Mitteln wie Excel, Sharepoint oder Aushängen in Team-Ecken die Ziele und deren Erreichung transparent machen.
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Photo by Sharon Pittaway on Unsplash